Eine literarische Übersetzung
mit freundlicher Genehmigung
von Herr Tosporn Kasikam
http://www.thai-deutsch.eu/angebote.htm MOM, Lebensgeschichte eines Hundes
Wenn mir die Frage gestellt wird, welche von all den Kurzgeschichten, die ich in
diesem Buch zusammengetragen habe, ich am meisten liebe, muß ich zugeben, daß
ich "Mom" am meisten liebe. Schon seit meiner Kindheit liebe ich Hunde und lebe
immer mit ihnen so lange, daß ich ihre Sprache verstehe. Ich glaube auch zu wissen,
wie Hunde die Welt sehen. Während ich "Mom" schrieb, setzte ich mich in Hunde.
Ohne mich zuschämen, kann ich behaupten, daß ich beim Schreiben dieser
Kurzgeschichte sehr viel Tränen vergossen habe, denn ich habe mich dabei so
empfinden können, wie sich ein Hund empfinden könnte. So habe ich ganz aus dem
Gefühl eines echten Hundes die Geschichte geschrieben. Oft hörte ich die Leute über
mich sagen, daß ich ein Mensch sei, den Europäre als zynisch bezeichnen würden,
weil ich nicht daran glaube, es gäbe im Leben noch gute Dinge. Dagegen möchte ich
einwenden, daß dies nur die halbe Wahrheit ist, denn ich sehe in dieser Welt noch viel
Gutes, wie zum Beispiel Hunde!
aus dem Vorwort des Schriftstellers
in dem Buch Schlafbegleiter von Kukrit Pramoj
MOM MOM MOM MOM MOM MOM MOM
Seitdem Mom seine Augen aufmachte und die Welt erblickte, gibt es in dieser
Welt einen Mann und eine Mutter. Mom ist als Einzelkind unter einem Holzhaus mit zwei
Stockwerken in der Nähe von Makkasan geboren. Mom weiß nur, daß sein Vater ein
Schäferhund ist, der in einem großen Zementhaus in der Phetburi-Straße lebt, und den
Besitzer sehr sorgsam hält und pflegt. Seine Mutter dagegen ist nur eine ganz
gewöhnliche Thaihündin aus dem Pratunam-Markt. Mom verdankte die Möglichkeit, zur
Welt zu kommen, einen Zufall: der Besitzer hatte aus Versehen seinen Vater für einen
kurzen Moment aus dem Hausbereich entkommen lassen. Aber all dies interessiert
Mom nicht. Für ihn ist es wichtig, eine Mutter zu haben, aus deren Brust er seine Milch
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saugen kann, wenn er Hunger hat, - den hat er leider allzu oft. Und eine Mutter, die ihm
beim Anschmieren Wärme gibt, wenn er sich friert. Seit Mom die Umwelt erkennen
kann, weiß er auch, daß es noch einen Mann gibt, der oft unter das Haus kriecht. Er
kann sich auch gut daran erinnern, daß es die Hände dieses Mannes sind, die ihn
häufig hochheben und liebvoll streichen. Später wachsen ihm Zähne, und er hat Lust
sie zu gebrauchen. Mal beisst er in die Hände, mal leckt er sie. Manchmal heben ihn
die Hände bis zu dessen Gesicht. Dann freut sich Mom so sehr, daß er den Schwanz
so stark bewegt, bis sein Körper zittert, und er das Gesicht überall leckt. Der Mann
sagt nichts, läßt ihn alles machen. Mom merkt sich den Geruch und nimmt sich vor,
dieser Mann sei sein Herr, und er liebt ihn so.
Sobald Mom zu laufen anfängt, kriecht er unter dem Haus hervor auf den Vorhof.
Seine Welt ist daher ein bißschen größer geworden. Nun weiß er, daß sein Herr ein
ziemlich altes, nicht angestrichenes Haus mit zwei Stockwerken bewohnt. Außer
seinem Herrn leben in dem Haus noch zwei andere Personnen: eine Frau, von der sein
Herr ihm sagte, es sei seine Herrin, und ein kleines Kind, dem das Laufen gerade
beigebracht wird. Sein Herr nennt es Nu. Mom kann sich denken, daß dieses Kind das
Kind seines Herrn sei, denn sie beiden haben denselben Körpergeruch. Als Mom
beginnt, aus seinem alten Schlafplatz unter dem Haus zu kriechen, beginnt auch seine
Mutter, sich von ihm zu entfernen. Bisher war es selbstverständlich für Mom, daß er
seine Durst bei seiner Mutter, die ständig in seiner Nähe war, ausreichend stillen
konnte. Nun kommt seine Mutter nur sehr selten zu ihm. Und die Milch, die sie nun hat,
scheint weniger und dünner geworden zu sein. Aber das stört Mom nicht so sehr. Denn
sein Herr hat auf die Terrasse zwischen der Küche und dem Hauptgebäude bereits
eine alte ausgediente Schal gestellt, in der Mom dreimal täglich den übriggebliebenen
Reis gemischt mit anderem Essen zum Fressen hat. Morgens und abends gibt ihm
selbst sein Herr das Fressen, mittags macht das die Herrin. Mom wächst ungewöhnlich
schnell, nicht wie andere normale Hunde, denn er steht den Rasseneigentschaften
seines Vaters näher als denen seiner Mutter. Je mehr er wächst, desto mehr frißt er;
und das geht jeden Tag so. Darüber freut sich sein Herr und er zögert nie, ihm satt zum
Fressen zu geben. Darüber hinaus erlaubt sich Mom, wenn die Herrin Essen
vorbereitet, mit in der Küche zu bleiben, auch wenn er sie bei ihrer Arbeit stört und von
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ihr ab und zu Schäge bekommt. Selbst wenn er aus der Küche verjagt wird, kehrt er
bald wieder in die Küche, denn er weiß genau, wie streng die Herrin mit ihrer
Schimferei und dem Schlagen zu ihm gewesen ist, gibt sie ihm doch etwas zum
Fressen.
Mit jedem Tag wächst Mom, bis er
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